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Leseprobe: Ein Versuch in Sachen "Schmunzelphantastik"


Für die Ausschreibung Heroisch von WIRmachenDRUCK wurden Beiträge gesucht, in denen Heldinnen und Helden sowie Heldentum thematisiert werden sollten. Die gleichnamige Anthologie, in welcher auch Die unbekannte Heldin enthalten ist, wurde 2017 im Rahmen der Leipziger Buchmesse veröffentlicht.

 

Die Anthologie steht bei WIRmachenDruck kostenlos zum Herunterladen bereit.


Die unbekannte Heldin

Der Angriff erfolgte im Morgengrauen. Dem Feind reichten die gezielten Einzeltötungen offenbar nicht mehr aus, denn dieses Mal hatte er flächendeckend C-Waffen eingesetzt. Es war purer Zufall, dass sie sich am Rand des Zielgebiets befunden hatte. Weder kannte sie den Kampfstoff, der innerhalb kürzester Zeit die Eingeweide verflüssigte, noch den Grund, der sie alle das Leben kosten sollte. Welches unsägliche Verbrechen wurde ihnen zur Last gelegt? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sich ihre Heimat schlagartig in eine Todeszone verwandelt hatte. Ihr blieb nur die Flucht.

 

Mühsam kämpfte sie sich durch das Geröllfeld während die stärker werdende Sonne unbarmherzig auf sie nieder brannte. Der Hunger zehrte, vom Durst ganz zu schweigen. Doch was half es? Sie musste weiter, immer weiter – Stück für Stück. Zwar war sie noch nie in dieser unwirtlichen Gegend gewesen, doch spürte sie, dass es dahinter eine Zuflucht gab, die der Feind – warum auch immer – verschont hatte. Leben, sterben: alles schien so beliebig…

 

Irgendwann war sie am Ende ihrer Kräfte angelangt. Nicht nur die Sonne, auch das glühend heiße Geröll hatte ihr förmlich den letzten Lebenstropfen ausgesaugt. Dabei konnte es nicht mehr weit sein. Sie war sich so sicher – trotz ihres schlechten Sehvermögens und des zunehmenden, äußerst irritierenden Bebens unter ihr. Aber welchen Unterschied machte es? Schluss, Aus, Ende… Mit einem Mal spürte sie, dass etwas an ihr zog. Verzweifelt versuchte sie, sich am Boden festzuklammern, doch der Zug war zu stark: Sie wurde in die Luft gerissen. Eine gefühlte Ewigkeit, von kaum mehr als einigen Sekunden Dauer verging – und um sie herum blühte das Leben: Die Zuflucht! Ihre Gefühle waren unbeschreiblich. Ebenso ihre Dankbarkeit gegenüber der unbekannten Macht, die sie – wenn es möglich gewesen wäre – in die ganze Welt hinaus geschrien hätte!

 

„Das glaub' ich nicht!“ Fassungslos beobachtete Anke ihre Freundin. „Du hast jetzt nicht im Ernst die Schnecke über die Straße getragen?“

„Warum nicht?“, fragte Lena. „Hier wurde heut' Morgen gespritzt, aber da drüben im Graben stört die doch keinen. Die hat's ja kaum allein über den Gehweg geschafft; und auf der Straße wär' das kleine Ding doch sofort überfahren worden.“

„Aber es is' nur ne' Schnecke...“ Dann musste Anke grinsen. Neckisch tippe sie Lena mit dem Finger an die Stirn. „Hat die sich denn wenigstens bei ihrer Heldin bedankt?“

Lena blickte kurz zum Straßengraben, dorthin, wo sie die Weinbergschnecke behutsam im Gras abgesetzt hatte.

„Bestimmt“, murmelte sie nachdenklich, „auch wenn ich es nicht gehört habe.“

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Letzte Aktualisierung: 21.01.2019

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